Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 


Hallo, Ihr Lieben!

Die vergangene Woche war geprägt von vielen Eindrücken und Überlegungen, von denen ich einige gerne mit Euch teilen würde. Ich erhielt etliche Mails und Gästebucheinträge zu meiner Homepage, die mir von großer Bedeutung waren. Sie alle erreichten mich zu einem Zeitpunkt meines (Er-)Lebens, an dem sie mit anderen Geschehnissen und Entwicklungen zusammenfielen und dadurch neue Sichtweisen und Realitäten kreierten. Viele liebevolle und warmherzige Worte und Wünsche von Besuchern meiner Homepage erreichten mich in mutlosen Phasen und gaben mir wieder ein Gefühl für meine eigenen Seelenwerte, aus dem heraus dann neue Wege und Einsichten entstehen konnten

Darunter befand sich auch ein Mail von einem Leser meiner Homepage, welches ebenfalls wohlwollend gehalten war, in seiner Art aber auch eine Herausforderung für mich darstellte. Auf dieses Mail möchte ich heute hier etwas genauer eingehen, da mir scheint, dass es in seiner Fragestellung uns alle betrifft, die wir uns auf die eine oder andere Art und Weise auf dem "Seelenweg" befinden. Aber auch, weil es mir zu größerer Klarheit bezüglich meiner eigenen Werte verholfen hat.

Der Inhalt meiner Homepage schien bei dem Leser den (hier nur kurz zusammengefassten) Eindruck hinterlassen zu haben, dass ich für den Rückzug ins Private und für die Wiederkehr der Blumenkinderzeit plädiere, dem Biedermeier und romantischen Vorstellungen huldige, den drohenden Kriegsgefahren mit Seelenschwingungen antworten möchte und mich nur durch die Leugnung der Realität der Seelenlage zu stellen wisse. Er billigte mir diese Haltung als mein gutes Recht zu, welche aber eben doch bedenklich angesichts drohendem Krieges, Hungerkatastrophen und vielen weiteren katastrophalen Situationen anzusehen sei. Zudem empfahl er mir ein bestimmtes Buch zur Lektüre, welches eine gemeinsame Weltordnung gegen die Selbstzerstörung zu empfehlen scheint.

Dieses Mail, welches ich mit seinen Fragen und seiner Sorge um die weltpolitische Entwicklung durchaus ernst nehme, hinterließ verständlicherweise recht gemischte Gefühle und Gedanken in mir, so dass ich mir einige Zeit des in Frage gestellten Rückzugs nehmen musste, um nicht unausgegoren darauf zu reagieren (was ja schon einmal für den Rückzug an sich sprechen dürfte :-) ).

Ich bemerkte, dass ich mich regelrecht erschlagen fühlte, von all diesen Vorwegnahmen und Festlegungen zu meiner Person und Ausrichtung und dass dies auch verletzend auf mich wirkten. Ebenso verspürte ich Unlust, auf diese Fragen zu antworten. Denn wenn ich mich erst aus vorgefertigten Meinungen befreien muss, um (eventuell) als Ich wahrgenommen zu werden, gestaltet sich Kommunikation sehr anstrengend und nimmt mir im Grunde bereits im Vorfeld die Hoffnung, jemals als "Ich" gesehen und akzeptiert zu werden.

Dennoch entschloss ich mich nach einiger Zeit zu einer Antwort, da dies im Grunde sehr typische Fragen und Vorhaltungen sind, die Menschen wie mir - die für einen inneren Weg eintreten - immer wieder schnell und gerne gestellt, beziehungsweise gemacht werden. Denn ich setze andere Akzente als gemeinhin üblich und ich bewege mich in meiner Ausrichtung in einem Bereich, der nicht so leicht konkret zu fassen ist; was immer wieder das Misstrauen und die Skepsis meiner Mitmenschen auf den Plan zu rufen scheint.

Es ist gewisslich richtig, dass die Wege nach Innen meistens mehr Rückzug benötigen als andere Wege, was meiner Meinung nach auf verschiedenen Gründen basiert. Zum einen äußert sich die Seele nicht so lauttönend, wie all die Menschen, Maschinen, Fahrzeuge und Betriebsamkeiten um uns herum. Es muss schon eine gewisse Stille und Bedachtsamkeit gewährleistet sein, um sich selber im Herzen noch wahrnehmen zu können. Zum anderen scheint die Seele von sich aus nur selten genormte Wege und Ziele anzustreben, so dass wiederum ein gewisser Abstand von gesellschaftlichen Beeinflussungen nötig wird, um diese entdecken und ausprobieren zu können.. Doch sie ist nicht nur leise und sehr individuell, sie ist auch verletzlich, wenn sie geöffnet ist. Festlegungen und Vorurteile wie die eben aufgezählten tun ihr weh und beschränken und verkleinern sie auf etwas, dass ihr nicht entspricht. So ist es leider in unserer Gesellschaft des öfteren auch eine Notwendigkeit, einen gewissen Rückzug anzutreten, wenn man denn mit halbwegs offener Seele durch das Leben gehen möchte und sie nicht durch einem inneren Panzer schützen und verschließen müssen will.

Ich bin der festen Überzeugung, dass die äußeren Panzer, die da zur Zeit schrecklicherweise überall zum Krieg auffahren, gar nicht so weit entfernt von den inneren Seelenpanzern der Menschen liegen, die zu diesen äußeren Gewaltmitteln greifen oder sie befürworten. Anderen Gewalt antun kann ich letztlich doch nur, wenn ich mich selber in meiner Verletzlichkeit nicht bewusst spüren traue, spüren kann oder darf. Und in diesem Sinne plädiere ich tatsächlich für einen Rückzug. Nicht für den Rückzug aus der Welt, nicht für den Rückzug aus dem Engagement für eine Sache, sondern für einen Rückzug zu sich selber, zu der eigenen inneren Wahrhaftigkeit.

Dieser erst würde meiner Meinung nach bedingen, dass wir, wenn wir uns wieder handelnd nach außen wenden, nicht unreflektiert von gesellschaftliche Normen und Beeinflussungen, Vorurteilen und/oder falschen Schutzpanzern beeinflusst werden, die letztlich sehr wohl - wenn auch meist unbeabsichtigt - Auslöser für Kriege darstellen können. Wenn wir uns selbst erkennen dürfen, in all unserer Verletzlichkeit und Stärke, all unseren Zweifeln und Überzeugungen, all unserer Komplexität und Einfachheit, werden wir gewisslich nicht mehr von der Überzeugung ausgehen, dass es nur richtige und falsche Wege, Verhaltensweisen oder Menschen gibt, die es zu bestärken oder zu bekämpfen gilt. Wir werden ein bisschen tiefer und genauer hinschauen, ehe wir uns eine Meinung bilden und diese als die einzige Wahrheit ansehen, die es eventuell auch noch zu verteidigen gilt.

Die Schwierigkeiten des Miteinanders, die bleiben uns gewisslich trotzdem. Aber wer wirklich in seine Seele horcht wird wissen, wie schwer es oft allein schon ist, die eigenen verschiedenen Gefühlsanteile und -bestrebungen unter einen (Lebens-)Hut zu bringen und wird deshalb auch eine gewisse Toleranz für die Menschheit und ihre Schwierigkeiten des Miteinanders entwickeln. Ebenso wird er spüren, dass er auch bei sich selber nichts als Schmerz und Leid erzeugt, wenn er mit Gewalt eine Einigung seiner verschiedenen Anteile erzwingen wollte, die wahrscheinlich auf der Verdrängung bestimmter Seiten von ihm fußen müsste. Zudem wird ihm bewusst sein, dass Leid Druck erzeugt, der irgendwann und irgendwo entladen wird, dort wiederum Druck erzeugt und auch aus solchen Spiralen Kriege entstehen können! Ein Druck, der immer zuerst bei Einzelnen entsteht, ehe er weltpolitische Auswirkungen annehmen kann. So dass es also durchaus Sinn macht, bei sich und seiner Seele mit dem Wirken für den Frieden zu beginnen!

Ich bin immer sehr skeptisch, wenn das aktiv Handelnde (versus dem sogenannten passiven Rückzug) als das alleinig Wirksame angesehen wird. Denn meiner Ansicht nach hat nicht nur das Sicht- und Messbare seinen Wert und seine Wirkung im Guten wie im Schlechten, sondern auch das nicht so leicht Wahrzunehmende erzeugt eigene Lebensgrundlagen. Es sind doch gerade auch die zunächst nicht sicht- und messbaren Gefühlsbereiche, die zu Aktionen und Gegenaktionen führen, so dass ich es fast schon als leichtsinnig ansehe, dem Gefühlsbereich so wenig konkrete Bedeutung zuzuschreiben, wie es in unserer Gesellschaft tagtäglich immer noch praktiziert wird.

Skeptisch bin ich immer auch dann, wenn Dinge und Geschehnisse in gut und böse, richtig und falsch aufgespalten werden. Natürlich kann man sagen, dass Rückzug verkehrt sei und wird damit immer auch eine gewisse Richtigkeit vertreten. Doch Rückzug woraus, Rückzug wohin, Rückzug in welchem Zusammenhang? Wir müssen immer einen Blickwinkel wählen, wenn wir eine allgemeingültige Aussage machen wollen. Doch schwenken wir unseren Blick nur um ein paar Grad weiter, mag sich diese Aussage schon wieder vollkommen relativieren. Es gibt letztlich keine allgemeingültige Wahrheit, sondern lediglich Sichten und Wahrnehmungen, die jeweils auf verschiedenen Grundlagen fußen. Und wenn wir das aus den Augen verlieren, verlieren wir uns in Polaritäten, die - immer für eine Einseitigkeit, einen extremen Punkt des Ganzen stehend - eine der häufigsten Ursachen für Meinungsverschiedenheiten, Kämpfe und auch Kriege bilden.

So möchte ich denn sagen, dass auch wir Menschen, die wir vorwiegend den inneren Seelenpfaden und damit vielleicht auch einem häufigen Rückzug folgen, sehr wohl unseren Beitrag zum Frieden leisten können! Dass dieser sehr wenig erkannt und geachtet und meistens auch verkannt wird, stellt in meinem Augen eine der Härten dieses Weges dar!

Es erfordert Mut, sich aktiv gegen Kriege und Gewalt einzusetzen! Es erfordert aber ebenso Mut, zu sich und seiner eigenen Verletzlichkeit und Widersprüchlichkeit als Mensch zu stehen und dafür eventuell auch noch öffentlich einzutreten!

Für mich gibt es so viele Wege, wie es Menschen gibt und ich möchte auf meiner Homepage zu beseelten, wahrhaftigen und verständnisvollen Wegen ermutigen, wie immer diese im Einzelnen dann auch aussehen mögen.
Friedvolle Grüße sendet Euch,

Sarah-Lee



Seelenwege

Susi meinte am 18. Mär, 17:46:
liebe sarah
der brief bewegt mich, wie auch die tatsache, wieviel zeit du in die rechtfertigung dessen steckst was du aus deinem tiefen inneren herzen tust.
ich bin seit 10 monaten in diesem dorf (antville, dann 2day) und glaub mir eins: es gibt hier elemente, die in der undurchsichtigkeit der cybernautik kaum auszumachen sind
elemente, die freude dran haben, dir die freude zu nehmen an dem was du tust und du UNS schenkst!
es ist keine rechtfertigung an diese elemente nötig, glaube mir das.
S. 
Sarah-Lee antwortete am 23. Mär, 12:10:
Antwort für Susi
Hallo, liebe Susi!

Ich habe Deinen Kommentar heute erst entdeckt, deshalb meine späte Antwort!

Weißt Du, mein Brief war im Grunde genommen nicht als Rechtfertigung gedacht! Ich selber bin von meiner Haltung tief im Herzen überzeugt, da sie auf vielfältigen Lebenserfahrungen und -beobachtungen beruht und lasse mich deshalb auch nicht so leicht von ihr abbringen.

Doch das allein reicht natürlich weder aus, um sich sicher sein zu können, der Wahrheit ein Stück weit nahe zu sein, noch verbreitet sich meine Überzeugung auf diese Art und Weise. Deshalb habe ich die Anfrage genutzt, um mir zum einen selber einmal im Detail darüber klar zu werden, was es denn eigentlich ist, was ich gefühlsmässig so langjährig schon zu leben versuche. Zum anderen wollte ich mit meinem Schreiben auch eine Lanze brechen für eine innere Haltung, die meiner Meinung nach viel zu wenig beachtet vor allem aber auch immer wieder viel zu oft verkannt wird.

Von daher war es mir dann auch des Aufwandes wert, denn es diente den Werten, für die ich mich einsetze!

Ich danke Dir für Deine ermutigenden Zeilen! Es freut mich immer wieder, etwas von Dir zu hören! Magst Du mir vielleicht noch verraten, unter welchem Blog ich Dich auf Twoday.net finden kann?

Sei herzlich gegrüßt von

Sarah-Lee 
woelfin meinte am 31. Mär, 08:49:
normaler weise unter woelfin.2day
doch ich schreib dort nimmer so oft, weil manche elemente nicht äußerst sanft mit mir umsprangen.
und sonst noch auf alpha.antville.org - doch das ist jetzt nur noch mit password zugänglich
ist alles ein bisschen kompliziert geworden
und http://wwwerdbeermund.twoday.net ist das frauenlog, auf dem mir die beiträge sehr viel spass machen.
alles weitere findest du auf www.woelfin.at
dir noch alles liebe
und ein brief als selbstreflexion ist auch eine gute sache, finde ich!
Susi 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma